Borreliose: Zusammengefasste Übersetzung - Dr. Horowitz stellt im belgischen Senat 16 Schlüssel zur Gesundung vor

Dr. med. Richard Horowitz hat eine Präsentation vor dem belgischen Senat gehalten. Der gut halbstündige Film ist für viele, bei denen das Englisch womöglich ein wenig eingerostet ist sehr interessant. Auf mehrfache Nachfragen fasse ich hier gerne die sehenswerte Präsentation, die u. a. auch auf dem im November 2013 erschienenen Buch von Horowitz basiert, in Deutsch zusammen.

 

Über 12.000 Menschen sind bislang nach eigenen Aussagen zu Dr. Horowitz zur Beratung gekommen. Aus allen US-Bundesstaaten, aus Europa - aus Belgien, Frankreich, Norwegen und anderen europäischen Ländern - sie alle waren extrem krank.

 

Borreliose & Co- Infektionen sind eine weltweite Epidemie, gleichzeitig sind die Prozesse, die krank machen und die Menschen krank bleiben lassen noch nicht hinreichend verstanden. Borreliose & Co. verursachen großes Leid und Leiden.

 

Dr. Horowitz: Es ist mir eine Ehre, meine Informationen mit Ihnen und der belgischen Bevölkerung zu teilen. Wir sprechenüber Lyme-Borrreliose und einem multiplen systemischen Infektionskrankheitssyndrom - MSIDS - ein neues Paradigma für chronische Krankheiten.

 

Das Problem bei der Borreliose: viele glauben nicht an die Existenz einer "chronischen" Borreliose. Etliche Menschen haben noch nicht realisiert, wie ernst das Borreliose-Problem inzwischen ist: In den USA, in Europa, weltweit.

 

Lyme-Borreliose ist die Nummer Eins der sich ausbreitenden vektorübertragenen Epidemie weltweit!

 

2013 musste die CDC einräumen, dass sich die Zahl der jährlich gemeldeten Fälle auf mindestens 300.000 pro Jahr belaufe und nicht wie zuvor angenommen, auf 30.000. Siehe: http://www.verschwiegene-epidemie.de/2013/08/borreliose-us-behorde-raumt-plotzlich-ein-dass-es-10-mal-mehr-infizierte-jahrlich-gibt-als-gemeldet/

Doch selbst das ist nur eine arg untertriebene Dunkelziffer, denn 0,3 % der US-Bevölkerung waren 2012 nach Angaben der obersten Gesundheitsbehörde CDC einer Lyme-Borreliose ausgesetzt, das mache dann schon 1 Million infizierter Menschen in den USA, so Horowitz.

 

Doch nicht nur die Lyme-Borreliose (LB) verbreitet sich in Europa immer stärker, auch andere zeckenübertragene Infektionen wie Babesiose, Bartonellose und viele andere Krankheiten, die andere imitieren, werden immer häufiger.

 

Leider gibt es Verunsicherungen über die Diagnose und Therapie der LB. In den USA gibt es zwei Standards, den der IDSA und den der ILADS (Horowitz war Mitbegründer der ILADS).

 

Wie definiert man eigentlich "chronische LB"? Auch hier liegt vieles im Argen. Das, was Epidemiologen der Gesundheitsbehörden definieren, ist etwas ganz Anderes, als das, was die Ärzte in ihren Praxen antreffen. Horowitz schlägt daher eine neue Definition vor: Lyme MSIDS (= Lyme Multiple systemic infection disease syndrome).

 

Im Folgenden nennt Horowitz 16 Gründe, warum Menschen mit LB & Co. krank bleiben. Des Weiteren verweist er auf die diagnostischen Probleme:

  • serologische Probleme
  • Seronegative Infektion
  • Standard-Bluttests können wg. negativ sein, trotz Erkrankung

 

Um diese Probleme zu lösen, sollte jedes europäische Land seinen eigenen länderspezifischen Westernblot mit den jeweiligen länderspezifischen Borrelienstämmen entwickeln, schlägt Horowitz vor.

 

Behandlung der LB: Ein chronische Borreliose-Infektion benötigt

längere Therapien; neuere Untersuchungen zeigen, dass LB persistiert, daher muss auch länger antibiotisch behandelt werden.

 

Chronische Infektionen verursachen Entzündungen im Körper und Entzündung sei die Nummer Eins und der kleinste gemeinsame Nenner bei allen chronischen Krankheiten!

 

Das kann zu Symptomen wie beim CFS führen, es kann muskuloskeletale Schmerzen verursachen, kognitive Probleme, Schlafstörungen und neuropsychische Symptome erzeugen.

 

75 % der gesamten Kosten im US-Gesundheitswesen werden durch chronische Krankheiten verursacht. 70 % der US-Todesfälle gehen auf das Konto chronischer Krankheiten.

 

Wie hilft das MSIDS-Modell bei chronischen Krankheiten?
Dieses Modell, so Horowitz, zeige, welche Faktoren für die langanhaltenden, einschränkenden Symptome verantwortlich sind. Dieses Modell könne Leiden verringern und die damit verbundenen Krankheitskosten von zeckenübertragenen Krankheiten reduzieren. (In seinem Buch hat er einen MSIDS-Fragebogen entwickelt, dazu mehr im Video).

 

Dringend notwendige Untersuchungen:

 

Die Zecken in Europa müssen auf Borrelia burgdorferi, aber auch auf andere Borrelienstämme untersucht werden. Längst gibt es ja andere Borrelienspezies in Zecken:
Borrelia miymotai
Borrelia afzelii

Borrelia garinii

und andere, die durch die Standard-Westernblots nicht entdeckt werden, wie z. B. Borrelia valaisiana, Borrelia lusitania, Borrelia spielmanii sowie weltweit sich ausbreitende zeckenübertragene Infektionserreger wie Ehrlichien, Anaplasmen, Babesien (microti, duncani/WA-1 und divergens (Europa!). Dazu verschiedene Bartonellen- und Rickettsien-Stämme.

 

Auch Schwangere müssten untersucht werden, ihre Föten können infiziert werden, es kann zu Tot- und Fehlgeburten kommen.

 

Die Blutkonserven müssen dringend gescreent werden! Anaplasmen und Babesien verseuchen die Blutspenden und steigern die Gesundheitsrisiken im Falle einer Bluttransfusion. Doch weder in Deutschland noch in Belgien werden Blutkonserven auf Babesien und Anaplasmen untersucht.

 

Anmerkg. der Autorin: In Deutschland scheint man diese Gefahren für vernachlässigbar zu halten. Eine entsprechende Anfrage der Autorin beim RKI und den Rot-Kreuz-Gesellschaften wurde entsprechend beantwortet. Siehe hierzu: https://fragdenstaat.de/anfrage/gefahrdung-der-bevolkerung-durch-babesienverseuchte-blutkonserven/

 

Auszüge aus der Antwort des RKI: (...) Insgesamt kann man davon ausgehen, dass aufgrund der häufigen Seropositivität ein Risiko für Infektionen mit Anaplasmen, Rickettsien, Bartonellen oder Babesien bei Zeckenstich-Exposition besteht. Dieses Risiko lässt sich jedoch derzeit nicht quantifizieren. Aufgrund fehlender oder seltener klinischer Berichte und Meldungen schätzt das RKI das Risiko einer schwerwiegenden Erkrankung in Deutschland niedrig ein. (...)  Die epidemiologischen Daten zur Prävalenz und Inzidenz von Infektionen mit Anaplasmen, Rickettsien, Bartonellen und Babesien in Deutschland sind derzeit nicht geeignet, um einen zeitlichen Trend abzuschätzen. Es wurden bisher keine Erkrankungsfälle von Anaplasmen, Bartonellen oder Babesien an das RKI übermittelt.(...)

 

Siehe weiterführend dazu: http://www.verschwiegene-epidemie.de/2011/11/zeckenstich-babesiose-und-blutkonserven-knochenmarkspende-und-andere-gefahren/

 

http://www.verschwiegene-epidemie.de/2011/12/zecken-babesien-gefahr-fur-die-spenderblutempfanger/

 

Kommen wir zu den 16 Punkten, die Horowitz als Gründe für die ausbleibende Gesundung von Borreliosepatienten benennt:

 

1. Infektionen
a. bakteriell (z. B. Ehrlichien, Bartonellen, Mykoplasmen, Chlamydien etc.)

b. parasitär (z. B. Babesien, Piroplasmen, Fliariasis, Giardiasis ...)

c. viral (häufig reaktiviert, EBV, HHV-6, CMV etc.)

d. Candida

 

2. Immunologische Dysfunktion
Durch LB ist das Immunsystem überstimuliert; es kommt zu falsch-positiven Immunmarkern, wie erhöhte ANA+, erhöhte Rheumafaktoren, erhöhte Werte für Rheumatoide Arthritis, positive HLA DR-4-Marker etc.

 

3. Entzündungen
LB & Co. rufen starke Entzündungen hervor. Zytokine sind erhöht, insbesondere IL-1, IL-6, TNF-Alpha. Weitere Informationen hier: http://www.immundefekt.de/zytokine.shtml

 

4. Toxizität
Viele Substanzen wirken giftig auf unseren Organismus. Es kommt zu multiplen chemischen Sensivitäten/Umweltkrankheiten. 300 bis 500 Chemikalien wirken jeden Tag auf den menschlichen Körer ein. Auf manche, wie z. B. Schwermetalle, Neurotoxine und Schimmel reagieren manche Menschen mit schweren Krankheitssymptomen.

 

5. Allergien
Damit sind nicht nur Nahrungsmittelallergine mit IgE-Beteiligung gemeint, sondern auch Allergien auf Medikamente, auf Umweltstoffe etc. Diese Allergien bewirken Entzündungen, sorgen für die vermehrte Ausschüttung von proinflammatorischen Zytokinen und ein allgemeines Krankheitssyndrom mit Kopf- und Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Stimmungsschwankungen, Gehirnnebel, Erschöpfung u.v.m.

 

6. Ernährungs- und Enzymdefizite
25 % von Horowitz' Patienten leiden unter ernährungsphysiologischen Mangelzuständen, ihnen fehlt z. B. Zink, was zu vermehrten Entzündungen führt, oder Kupfer -> oxidativer Stress.

 

7. Mitochondriale Dysfunktion

Erschöpfung, Nervenschmerzen ... Patienten muss CoQ10 zugeführt werden, oder Acetyl-L-Carnitin, NT-Faktoren (glykosylv. Phopholipide).

 

8. Psychische Störungen

siehe hierzu auch: http://www.lymenet.de/literatur/bransfieldD_2007.pdf

 

9. Neurologische Dysfunktionen
Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel, Licht- und/oder Geräuschempfindlichkeit, Gedächtnis/Konzentrationsprobleme. Ist auch ein ganz großes Problem bei erkrankten Kindern. Sie kommen in der Schule nicht mehr mit. Schulabschluss und Berufstätigkeit sind akut gefährdet.

 

10. Endokrine Störungen (Hormonstörungen)
LB beeinflusst das Hormonsystem. Borrelien wirken sich auf die Hypophyse aus. Adrenalinlevel sinkt, was zu vermehrter Müdigkeit/Erschöpfung führt. Sexualhormone sinken. Horowitz sagt, er habe junge Borreliosepatienten mit Testosteronspiegel wie 70-jährige. Die Schilddrüsenhormone können ebenfalls reduziert sein.

 

11. Schlafstörungen
Ein- und Durchschlafstörungen - sie verstärken wiederum die Ausschüttung von Il-6, was zu vermehrten Entzündungen führt.

 

12. Dysfunktion des autonomen Nervensystems
Das ANS regelt den Blutdruck, den Herzschlag, die Verdauung, Galleproduktion u.v.m. - Störungen führen u. a. zu Erschöpfung, Schwindel.

 

13. Verdauungsstörungen
Durchfall, Dickdarmentzündung, Verstopfung, Parasiten, Leaky Gut Syndrom - das Mikrobiom muss in Balance gebracht werden, insbesondere Bifidobakterien reduzieren Entzündungen.

 

14. erhöhte Leberwerte
Zuviel Eisen, zuviel Kupfer und virale Infekte können zur Hepatitis führen. Q-Fieber kann chronische Hepatitis auslösen. Alle LB-Infektionen können zur Erhöhung der Leberwerte führen.

 

15. Schmerzsyndrom
LB kann zu allen Arten von Schmerzen führen. Rückenschmerzen, Neuropathien, Brustschmerz (trotz fehlender Herzproblematik) u.v.m.

 

16. mangelnde Kondition/körperliche Fitness
Der Patient gerät oft in einen Kreislauf - zu erschöpft, um sich physisch anzustrengen, was wiederum dazu führt, dass die körperliche Fitness weiter nachlässt. Hier muss mit moderatem Training dringend gegengesteuert werden.

 

Alle 16 Punkte seien Schlüssel für eine Besserung, so Horowitz.

 

Der Job eines Arztes sei es, jene Gründe unter den 16 zu finden, die seine Patienten krank bleiben lassen, sagt Horowitz.

 

Es muss im 21. Jahrhundert zu einem Paradigmen-Wechsel kommen. Uns wurde das Pasteursche Postulat gelehrt, so Horowitz: Eine Ursache = eine Erkrankung. Im 21. Jahrhundert: Chronische Erkrankungen, die einen multifaktoriellen Ansatz benötigen.

 

Mehr als die Hälfte der IDSA-Empfehlungen basieren auf mangelnder Evidenz (nur Level 3-Evidenz = Meinung der Autoren). Ärzte müssen daher sehr vorsichtig sein, wenn sie diese Empfehlungen/Leitlinien zur alleinigen Basis ihrer Entscheidungen machen.

 

Über 50 % der US-Ärzte behandeln LB laut CDC nicht nach den IDSA-Leitlinien, sondern für eine längere Zeit.

 

Horowitz stellt gegen Ende des Films Studien zur Wirkung längerer Therapie-Dauer vor, zur Persistenz von Borrelien und zur Unbrauchbarkeit des ELISAs.

 

Hier geht es zum Video mit Dr. Horowitz: https://www.youtube.com/watch?v=SXxWxMuUh8w

 

Übersetzung ohne Gewähr. B. Jürschik-Busbach © 2014

 

Alle Artikel dieses Blogs können gerne zu nicht-kommerziellen Zwecken unter Angabe der Quelle/Autorin und dem Original-Link verbreitet werden.

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Regi (Saturday, 12 July 2014 07:58)

    Lieben Dank Birgit!

  • #2

    M.Meyer (Saturday, 12 July 2014 12:19)

    Ich hab das bei meiner Mutter erlebt, dass Ärzte nicht an die Existenz einer "chronischen" Borreliose glauben. Der Arzt meiner Mutter hatte eine Zecke nicht richtig entfernt. Sie litt jahrelang an Borreliose, vor allem an sporadischen Schleimbeutelentzündungen. Aber keiner der Ärzte der Gemeinschaftspraxis schien an einen Zusammenhang zu sehen, besonders später als sie dann an schweren Depressionen litt. Wir haben immer auf die Borreliose hingewiesen, aber das entlockte den Ärzten nicht mal einen Kommentar, geschweige denn die entsprechende Behandlung. Am besten, wir machen uns im Internet selber schlau.

  • #3

    ernst fischer (Friday, 08 August 2014 16:49)

    Es ist ein skandal dass kaum forschungsgelder fuer die borrelienserologie zur verfuegung stehen. Liebe gruesse und witere infos zeckenbiss-borreliose.com