Borreliose: Kanadische Ärzte sind alarmiert und: Neue Antibiotika-Kombinationen und ihre Wirkung auf Borrelien

 

Kanada - immer mehr Ärzte alarmiert. Je häufiger Patienten mit Borrelien infiziert sind, desto mehr schwere Verläufe sehen sie in ihren Praxen.

Wie CBC News berichtet, äußerte sich Kanadas oberster Amtsarzt, Edward Taylor, besorgt. "Es ist alarmierend, dass die Krankheitsfälle kontinuierlich steigen". Dabei ist eine seiner größten Sorgen, dass das volle Ausmaß einer Borreliose immer noch nicht verstanden ist.

 

Borreliose - ob Diagnostik oder Therapie - Kontroversen wohin man schaut

 

Im Mai hatte die kanadische Gesundheitsbehörde zu einer Konferenz über Lyme-Borreliose eingeladen. Dabei ging es um verbesserte Beobachtung, Behandlungsleitlinien, beste Verfahren und ein verbessertes Bewusstsein der Ärzte, auf was sie achten und wie sie behandeln sollen. Taylor räumte dabei ein, dass es in Kanada Kontroversen über die Interpretation der Borreliose-Tests und die Therapie gebe. Ein Phänomen, dass leider weltweit zu beobachten ist - auch in Deutschland. Zu verdanken ist dieser für Patienten oft tragische Umstand der weltweit führenden US-Gesellschaft für Infektionskrankheiten, ID$A (Infectious Diseases Society of America). Diese medizinische Gesellschaft hat in der Vergangenheit mithilfe korrumpierter Leitlinienautoren für tendenziöse Diagnose- und Therapie-Leitlinien gesorgt. Die engen Verbindungen zur weltweit größten Gesundheitsbehörde CDC sorgten für die entsprechende Durchsetzung dieser Empfehlungen. Das ganze Desaster hätte ein US-Amerikanisches bleiben können, wenn man in anderen Ländern eigenständige Langzeitstudien durchgeführt hätte und zu eigenen Ergebnissen gekommen wäre. Stattdessen übernahmen die meisten medizinischen Gesellschaften jedoch ganz bequem die ID$A-Empfehlungen und so "produziert" man überall u. a. aufgrund mangelhafter Diagnostik und Therapie chronisch kranke Borreliose-Patienten.

 

Die meisten kanadischen Mediziner folgen ebenfalls den US-Empfehlungen der CDC, andere wiederum wiederholen antibiotische Therapien immerhin mehrmals und verlängern sie auch. Einig sind sich zumindest alle Fachleute: Es werden dringend neue und zuverlässige Tests benötigt. Zur Zeit ist es immer noch nicht möglich eine persistierende von einer akuten Borreliose-Infektion zu unterscheiden; dementsprechend uneins ist man über die weitere Behandlung.

 

Die niederländische Firma Tropicare hat einen neuen Test für Zecken entwickelt, der innerhalb von 10 Minuten zeigen soll, ob eine Zecke mit Borrelien infiziert ist.  Ob das der große Wurf ist, darf jedoch bezweifelt werden. Viele Zecken sind mit verschiedenen Borrelienspezies sowie weiteren Krankheitserregern infiziert. Ein Test nur auf Borrelia burgdorferi ist daher wenig zielführend. Viel spannender ist für Patienten daher die Frage:

 

Welche Antibiotika-Kombinationen wirken in-vitro gegen Persisterzellen?

 

Angesichts der geschilderten Misere können Patienten auf Wissenschaftler wie Zhang et al hoffen. Sie haben mehrere Antibiotika und ihre Wirkung auf runde Borrelien-Persister untersucht. Im Mai 2016 veröffentlichten sie ihre Erkenntnisse in Front Microbiol. 2016 May 23;7:743. doi: 10.3389/fmicb.2016.00743. eCollection 2016.

 

Zhang et al halten fest: Obwohl gegenwärtig empfohlene Antibiotika gegen Lyme-Borreliose wie Doxycyclin und Amoxicillin die Mehrheit der Borreliose-Patienten heilen kann, leiden ca. 10 % bis 20 % der behandelten Patienten unter anhaltenden Symptomen einschließlich Erschöpfung, Gelenk- oder Muskelschmerzen. Unter Stress-Bedingungen, z. B. verursacht durch Antibiotika, können Borrelien runde Formen entwickeln, die eine Art persistierende Bakterien darstellen, die sich in-vitro resistent gegen die üblichen Antibiotika zeigen.

 

Überraschend: Elf Präparate wirkten besser als Metronidazol und Tinidazol, die bislang gegen runde Persisterformen verschrieben werden. Daptomycin und Clofazimin zeigten eine erhöhte Wirksamkeit. Artemisinin, Ciprofloxacin, Nifuroxim (Furoxim), Fosfomycin, Sulfacetamid und andere erwiesen sich ebenfalls als wirksam. Die höchste Wirksamkeit zeigten zwei Antibiotika-Kombinationen: Artemisinin und Cefoperazon/Doxycyclin sowie Daptomycin und Sulfachlorpyridazin. Die Autoren hoffen, dass diese Ergebnisse Verbesserungen bei der Borreliose-Therapie mit sich bringen werden.

Siehe auch: http://danielcameronmd.com/researchers-identify-novel-drug-combinations-to-combat-lyme-persister-cells/

 

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Hier ein (englischsprachiges) Interview mit Dr. Zhang.

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